Siedlungswerk Nürnberg
3. Preis
Stellungnahme Preisgericht
Der Entwurf schlägt einen dreigeschossigen Baukörper mit Flachdach vor, der sich einzig durch eine kleine Aufweitung um eine zentrale offene Erschließungstreppe verbreitert und dadurch mit geringstem Fußabdruck sehr kompakt das Baufeld besetzt. Die östliche Raumkante des nördlichen Bestandsgebäudes wird aufgenommen. Der überwiegende Teil des Baufeldes bleibt unbebaut und schafft ausreichend Platz für durchgrünte Parkplätze im Nord-Westen. Der Spagat zwischen Gewerbegebiet im Norden und kleinkörniger Siedlungsstruktur im Süden wird durch den kompakten polygonalen Baukörper überzeugend gelöst, nicht zuletzt durch den wohltuenden Abstand zum eingeschoßigen Sandsteingebäude im Westen. Die Berücksichtigung der Auslobungsempfehlung, das Flurstück 19/11 nicht für die Erschließung zu nutzen, lässt eine unkomplizierte privat- und baurechtliche Genehmigungsfähigkeit erwarten. Der Entwurfsverfasser schlägt nachvollziehbar an dieser östlichen Flurgrenze die Pflanzung von Großbäumen vor, um die östliche Raumkante zu stärken und Sichtschutz zu generieren. Die polygonale Form entwickelt sich folgerichtig aus den umgebenden Straßen und nimmt deren Geometrievorgabe auf. Parallel zum südlichen Schwendengarten wird durch einen gebäudebreiten Rücksprung im EG eine eindeutige und erkennbare Adresse ausgebildet. Die Verkehrserschließung verläuft im Westen parallel zur fußläufigen Erschließung über einen Vorplatz. Dieser wirkt jedoch noch zu undifferenziert, um fußläufige Erschließung / Publikum und PKW zu trennen. Kritisch wird angemerkt, dass die Parkplatzerschließung ohne Abstand direkt neben der westlichen Gebäudefassade entlanggeführt wird. Die schlüssige äußere Erschließung setzt sich in der überzeugenden inneren Erschließung fort: eine offene lineare Treppe verbindet zusammen mit einem kleinen Lichthof die drei Geschosse. Eine zusätzliche notwendige Treppe im Norden ist für das kompakte Gebäude angemessen, der Vorraum des Aufzuges muss überprüft werden. Das Gebäude ist als aufgeweiteter Zweibund um die zentrale offene Treppe organisiert. Diese einfache Idee ist Stärke und Schwäche des Entwurfes gleichermaßen. Einerseits schafft dieses Mittel kurze Wege von EG bis OG2 und auch innerhalb der Ebenen. Andererseits fehlen kommunikative Kombizonen. Die Aufweitung um die Treppe generiert einen hohen Verkehrsflächenanteil, ohne nutzbare Aufenthaltsqualität oder Treffpunkte zu schaffen. Die Aufreihung der unterschiedlichen Bürobreiten ist dagegen flexibel und kann, abhängig vom Lochfassadenraster, unterschiedlich gewählt werden. Die Tagesbelichtung aller Aufenthaltsbereiche ist durch die gewählte Bürotypologie ohne mittlere Kombizone sicher gewährleistet. Nicht nachvollziehbar ist die schräge Aufstellung der Büromöblierung. Der Eingangsbereich verspricht durch den bis ins EG reichenden Lichthof und die offene Treppe eine einfache Orientierung. Wartebereich und Servicecenter sind unmittelbar dem Foyer zugeordnet. Die kleine Größe des Lichthofes dagegen wird kritisch hinterfragt und sollte überarbeitet werden. Die Cafeteria im Norden erhält einen Terrassenbereich mit Nordost-Ausrichtung und im weiteren Verlauf ein Retentionsbecken. Die Aufenthaltsqualität dieser Freibereiche im Schatten des Gebäudes wird hinterfragt. Weiter nördlich wird ein Pausengarten angeboten, der zwar Sonne verspricht, aber neben dem Parkplatz situiert einer tieferen Bearbeitung bedarf. Der klassische Massivbau in Stahlbeton mit Klinkerfassade sowie Lochfassade mit dezentem Holzanteil ist robust und lässt einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Große Speichermassen ermöglichen den vom Verfasser vorgeschlagenen Lowtech-Ansatz. Die 3-Geschoßigkeit und der dadurch bedingte Maßstabssprung zur unmittelbaren Umgebung wirken sehr massiv und können nicht durch die Kompaktheit und vorgestellte Großbäume und den richtig positionierten Vorplatz kompensiert werden. Der kompakte Entwurf stellt aus Sicht des Auslobers eine effiziente und gut geeignete Lösung der Planungsaufgabe dar.