Neubau eines Gemeindehauses für die Kirchengemeinde St. Paul
1. Preis
Wettbewerb: Plangutachten
Verfasser: Volker Heid , Wolfram Heid
Mitarbeit: Christopher Balleis, Daniel Borm, Andreas Helfert, Thomas Hopfgartner, Thomas Schneider, Thomas Strätz
Leitgedanke
Durch den emporgehobenen Gemeindesaal rückt das Gemeindezentrum sowohl vom
Dr. Martin-Luther-Platz als auch von den angrenzenden Straßen ins Blickfeld
des Stadtraums. Foyer und Gemeindesaal haben ein „Fenster zur Paulskirche“,
das den Dialog zwischen Hauptkirche und Winterkirche herstellt. Der Bau wirkt
so als Anziehungspunkt und Treffpunkt in der Umgebung. Ein nach außen wirksames
Zeichen mit der Einladung, ein offenes und geborgenes Raumkontinuum zu betreten.
Mit dem Pfarrhaus wächst es zu einer Einheit, die bewusst den südlichen Platzrand
stärken und auch in der Winklerstraße städtebauliche Akzente setzen soll.
Äußere und innere Erschließung
Der Eingang ist die Verlängerung des östlichen Fußweges zur Kirche. So wird die Gestaltung
und der Weg über die Straße des Dr. Martin-Luther-Platzes in das neue Gemeindezentrum geführt.
Von der Fichtenstraße ist die Kirche sichtbar. Hier kann geparkt werden. Über den Pfarrgarten
gelangt man auch von dieser Seite in das Foyer. Der Gemeinderaum orientiert sich zum Garten,
der Jugendbereich zur Winklerstraße und in den Pfarrgarten. Die Lage von Foyer und Gemeindesaal
ist von außen ablesbar, Treppe und Aufzug, beide mit Blick zur St. Pauls Kirche, führen nach oben.
Die Lage im OG erlaubt ein großzügiges Öffnen von Foyer und Gemeindesaal zur Kirche hin, ohne
die notwendige Kontemplation zu stören. Das Fenster zur Kirche signalisiert Offenheit und ein
Willkommen sein. Die räumliche Organisation mit Foyer, Gemeindesaal und Galerie wird ablesbar,
die Wegeführung schon vorab erkannt. Der Gruppenraum liegt auf der Galerieebene im 2. OG. Der
Aufzug erschließt alle Ebenen, auch die des Pfarrhauses.
Räumliche Organisation
Täglich genutzte Räume sind im EG angeordnet und beleben so auch den Straßenraum. Direkte Ausgänge
in den Pfarrgarten erlauben einen größtmöglichen innen – außen –Bezug. Der Gemeindesaal liegt im OG
mit einem schönen Ausblick zur Kirche und in den Pfarrgarten. Durch ein in die Dachfläche integriertes
Zenitlicht wird der Altarbereich des Gemeindesaals zusätzlich belichtet. Eine gleichmäßige Ausleuchtung
wird über ein durch ein Lichtband abgehobenes Dach erreicht. Der über das Foyer erschlossene Gemeindesaal
ist räumlich leicht differenziert in einen niedrigeren Vorbereich, durch die Empore, und einen überhöhten
zentralen Hauptbereich, in welchem sich im Normalfall die liturgischen Orte wiederfinden (Ambo, Altar und
Taufbecken). Dieser konzentrierte Hauptraum unterstützt Gottesdienste im kleineren geborgenen Rahmen und
ermöglicht räumliche Erweiterungen, variabel bis zum Großraum mit Foyer.
Architektur
Der rot-gelbliche Sandstein des Pfarrhauses wird aufgenommen und mit ihm werden die Außenwände
und Teile des Dachs verkleidet. Im Inneren sind die Wände aus hellen Oberflächen gestaltet und
bilden so einen Kontrast zum Äußeren – der helle lichte Raum und der Bau aus geschichtetem Natursteinmaterial.
Der weiß lasierte Ziegel bildet die innere architektonische Hülle des Andachtsraumes und gibt dem Raum,
neben der besonderen Farbstimmung des Lichts, geistigen Inhalt. Das Material Holz als gewachsener Baustoff
ist gleichzeitig Sinnbild für die gewachsene Pfarrgemeinde.
Lichtraum
Licht ist das prägende Element der Kirche. Bei der Kirche wird das umlaufende Oberlichtband durch ein
ganztägiges Zenitlicht akzentuiert. Das Licht wird bewusst als gestaltendes, transzendentes Element
des Kirchenraumes eingesetzt: Ambo und Altarbereich werden als Mittelpunkt hervorgehoben.
Erhabene Einfachheit
Ganz aus Stein geschichtet zeigt sich das Gemeindezentrum dem Besucher von außen und beim Betreten.
Bodenbeläge aus Naturstein korrespondieren mit Mauern aus handgeschlagenen, geschichtetem Ziegel.
Folgt der Besucher dem Stein, durch die Stahltüren in den Kirchenraum, wird er überrascht durch
einfache Wände. Weiß gekalkt bilden sie die Grundlage für das Licht und den stillen, erhabenen
Ort für die Liturgie.
Freiflächenkonzept
Das Konzept der Außenanlagenplanung sieht sowohl eine harmonische Verzahnung von Kirche und Neubau
als auch eine Verzahnung von Innen- und Außenraum des Gemeindezentrums vor.
So befindet sich der Eingang zum neuen Gemeindezentrum in der Verlängerungsachse des Fußweges östlich
der Kirche. Der unmittelbar vor dem Gebäude liegende Martin-Luther-Platz ist die symbolische Geste der
Einladung zum Betreten des Gemeindezentrums.
Charakteristisch für den städtischen Kirchenplatz St. Paul ist die parkartige Grünfläche mit Wegen,
Sitzgelegenheiten und Spielflächen, die den grünen Rahmen der St. Pauls Kirche bilden. Ergänzt wird
dieses Bestandsgrün durch Straßenbäume, die sich entlang der Winklerstraße über die gesamte Länge
des Kirchenplatzes und des neuen Pfarrhofes erstrecken.Durch eine doppelte Baumreihe im Pfarrgarten
wird einerseits die lang gezogene Form des Grundstücks betont, andererseits auch das „Kirchengrün“
auf der gegenüberliegenden Seite des Martin-Luther-Platzes aufgenommen .
So entsteht eine grüne Verbindungsachse zwischen Bestand und Neubau, die ein wichtiges Gliederungselement für die räumlich und inhaltlich differenzierten Freiräume bilden. Die Besucher des Gemeindesaals im 1.OG können nach Norden den Ausblick ins „öffentliche Kirchengrün“ und nach Süden den Ausblick ins „private Gemeindegrün“ genießen. Entsprechend dem Motto Treffpunkt für alle Generationen, entsteht im Außenraum ein grüner Jugend- und Gemeinderaum. Der Pfarrgarten soll ein Ort der Begegnung werden mit Möglichkeiten für gemeinschaftliche Aktivitäten, Kommunikation und auch Rückzugsmöglichkeiten. Unter dem schattigen Blätterdach können Feste oder sonstige Veranstaltungen stattfinden. Die neben der Baumreihe liegende freien Fläche kann für andere Aktivitäten z.B. Ballspiele etc., genutzt werden. Den Endpunkt des langgezogenen Grundstücks bildet eine mit Bäumen überstellte Parkfläche, die von der Winklerstraße erschlossen wird.